Andrea Löw (44) aus München ist promovierte Historikerin und stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München. Wenn sie nicht arbeitet, läuft sie. Je weiter, desto lieber.
Neben ihrem anspruchsvollen Job ist Andrea läuferisch sehr vielseitig unterwegs. Besonders begeistert sie sich für Trail- und Landschaftsläufe – ob in den bayerischen Alpen oder in der afrikanischen Wüste. Dafür läuft sie am Wochenende auch mal einen Marathon oder 6-Stunden-Lauf als Trainingseinheit.
Im ersten Interview aus der Reihe „Work-Run-Balance“ berichtet sie, wie sie neben Vollzeitjob, Dienstreisen und Fachvorträgen ihr Trainingspensum meistert.
Wie bekommst du dein Training neben dem Job unter?
Wenn ich es schaffe, mich aufzuraffen, versuche ich, morgens schon eine Runde zu laufen. Auf jeder Dienstreise habe ich meine Laufsachen dabei, selbst wenn ich den ganzen Tag in einer Konferenz sitze: Eine kleine Runde vor dem Frühstück geht fast immer. So sehe ich auf den Reisen wenigstens auch etwas von den Städten. Wirklich lange Läufe kann ich nur am Wochenende machen.
Was sagen deine Kollegen und dein Chef zu deinen sportlichen Aktivitäten?
Das schwankt ein bisschen zwischen Bewunderung und der Annahme, dass ich völlig verrückt bin 😉
Sprichst du besondere Vorhaben mit deinen Kollegen oder deinem Chef ab?
Ich halte mein berufliches Umfeld da weitgehend raus. Unsere Arbeitszeiten sind halbwegs flexibel – ob ich um 9 oder 10 Uhr im Büro bin, macht keinen großen Unterschied. So bekomme ich mein Training ohne spezielle Absprachen hin.
Inwiefern beeinflussen stressige Phasen an der Arbeit dein Training?
Sie beeinflussen mein Training durchaus. Als ich im Herbst für das Ultra Africa Race in Mosambik trainiert habe, konnte ich teilweise überhaupt nicht so trainieren, wie ich eigentlich wollte. Ich hatte sehr viele Dienstreisen mit eng getakteten Zeitplänen. Da habe ich manchmal nur ein bis zwei kurze Läufe pro Woche geschafft. In solchen Phasen kann ich das Training nicht wie geplant durchziehen.
Ist es schwierig, deine Ernährungsgewohnheiten an der Arbeit umzusetzen?
Ich versuche, mich halbwegs gesund und ausgewogen zu ernähren. Unsere Cafeteria hat sehr gutes Essen, da funktioniert das gut. Wenn ich auf Reisen bin – naja, da gehen wir oft essen und je nach Land ist das dann nicht immer nur Gemüse…
Wenn du zusätzliche Freizeit geschenkt bekommen würdest, wofür würdest du sie verwenden?
Entspannung, Yoga und ähnliches kommt eindeutig zu kurz. Außerdem hätte ich gern mehr Zeit für meinen Laufblog.
Was würdest du dir wünschen, um deine Work-Run-Balance zu verbessern?
Ich würde am liebsten z.B. auf eine 80-Prozent-Stelle wechseln oder einen Monat unbezahlten Urlaub im Jahr haben. Aber das funktioniert in meiner Branche nicht.
Welchen persönlichen Tipp hast du für andere berufstätige Läufer?
Einfach machen! Die Zeit, die Du vermeintlich durch den Sport verlierst, gewinnst Du dreimal wieder, weil es Dir einfach besser geht!
Hast du schon ein besonderes sportliches Ziel für 2018? Wie wirst du es mit dem Job vereinbaren?
Ich werde im März das Ultra Asia Race in Vietnam laufen (160 km in 4 Etappen) und im Sommer den Gobi March in der Mongolei (250 km in 6 Etappen). Das muss so klappen, wie es bisher auch immer irgendwie geklappt hat 😉
Ihr wollt mehr über die spannenden Laufabenteuer von Andrea Löw erfahren? Schaut doch mal auf ihrem Blog Running Happy oder ihrem Instagram-Profil @alrunninghappy vorbei. Lohnenswert!
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