Der Trail Vallée de Joux verläuft auf wunderschönen Pfaden zwischen Vallorbe und dem Vallée de Joux im Schweizer Jura. Im Oktober findet hier das gleichnamige Trailevent statt, das Läufern fünf Distanzen zwischen 13 und 76 km bietet. Ich habe die Halbmarathon-Strecke erkundet und war begeistert!
Das Vallée de Joux ist ein idyllisches Hochtal im Parc Jura Vaudois im Schweizer Jura, nordwestlich vom Genfer See. Während die Region im Winter viele Skisportler anlockt, bietet sie in den wärmeren Jahreszeiten eine tolle Basis für MTB- und Rennradtouren, Wanderungen – und natürlich Trailruns!
Auf unserem Weg in den Urlaub nach Spanien planten wir also einen zweitägigen Zwischenstopp im Parc Jura Vaudois ein, um die Beine beim Rennradfahren und Laufen zwischen den langen Autofahrten auszulockern.
Zufällig entdeckte ich bei der Reiseplanung, dass unweit unseres Übernachtungsorts jedes Jahr im Herbst der Trail Vallée de Joux stattfindet. Die Strecken (13, 21, 36, 51, 76 km) und die Beschreibungen treffen genau meinen Geschmack. So plante ich basierend auf der Halbmarathon-Strecke meinen eigenen Rundkurs von Le Sentier über den Mont Tendre, mit 1.679 m der höchste Berggipfel im Schweizer Jura.
Zum Einlaufen führt die Tour zunächst rund 9 km auf einem flachen Fußweg entlang des Lac de Joux, dem größten See im Schweizer Juragebirge. Da ab Mittag ein gewisses Gewitterrisiko angekündigt war und wir natürlich nicht so früh losgekommen waren, wie geplant, stieg ich etwa auf halber Strecke in den Seeweg ein, um die Tour ein paar Kilometer abzukürzen. Dem persönlichen Fahrdienst sei Dank! 😉
Flachland-Fans können übrigens statt des Trail Vallée de Joux auf dem Fußweg einmal um den See laufen (ca. 24 km mit 160 hm) – auch sehr schön!
Doch mich zog es natürlich auf den Mont Tendre und so verließ ich in der Ortschaft L’Abbaye den Seeweg und querte die Hauptstraße Richtung Wanderweg.
Nach kurzer Zeit war klar: Keine Chance, den steilen Anstieg zu laufen, (Speed-)Hiking-Modus on!
Die folgenden 2 km waren fast durchgängig sehr steil, stellenweise jedoch gespickt mit laufbaren Passagen.
Anschließend folgten rund 3 km über relativ flache und traumhaft schöne Wald- und Wiesentrails.
Bis hierhin war mir das Wetter wohlgesonnen. Doch nun tauchten in nicht allzu weiter Ferne ziemlich düstere Wolken auf, viel früher, als erwartet! Und so begann mein ganz eigener kleiner Trailwettkampf – gegen den rücksichtslosen Konkurrenten „Wetter“.
Der trieb mich an, den nun beginnenden, finalen Anstieg auf den Mont Tendre nicht rumzuschwächeln. Die Steigung ist definitiv laufbar, etwa 350 hm auf 5 km. Sie ist aber fies genug, um bei zügigem Tempo die Oberschenkel zum Brennen zu bringen.
Kurz vor dem Gipfel legte ich einen kurzen Zwischenstopp an der Hütte unterhalb des Mont Tendre ein. Zeit für einen netten Plausch mit einem englischen Motorrad-Paar und ein rotgesichtiges Ich-war-da-Pre-Gipfel-Foto.
Nicht weit entfernt türmten sich dicke Regenwolken und ich war dankbar für meine obligatorisch eingepackte Windjacke. Doch die Wolken zogen glücklicherweise nach Osten und ich war optimistisch, dass das Gewitter den Trail Vallée de Joux übersprungen hatte.
Noch ein paar letzte Höhenemeter – und ich hatte den Gipfel des Mont Tendre erreicht. Der Gipfel selbst ist eher unspektakulär, die Aussicht dafür umso beeindruckender!
Ab hier hieß es: Runterrollen! Wobei das leichter gesagt, als getan ist. Denn zunächst folgte eine kurze, aber technische, steinige Passage. Auch weiter unten wartete noch ein Trail, der genau so steil war wie der, den ich anfangs hochgestiegen war. Da war Konzentration gefragt!
Doch dazwischen bietet der Trail Vallée de Joux im Abstieg nach Le Sentier äußerst flowige Passagen über Wanderwege, Waldtrails und Kuhweiden, die selbst mir als Downhill-Legastheniker richtig Spaß machten!
Schließlich entdeckte ich zwischen den Baumwipfeln meinen Zielort Le Sentier. Die letzten Kilometer in den Ort führten zwar über Asphalt, aber immerhin mit einer schönen Aussicht auf den Lac de Joux.
Fazit: Das Schweizer Juragebirge und speziell der Trail Vallée de Joux sind wunderbar zum Trailrunning geeignet. Pluspunkte sind die sehr gute Ausschilderung, überwiegend (relativ) einfache, gut laufbare Trails und gemäßigte Steigungen im An- und Abstieg. So lässt sich das Laufen, die Natur und die Aussicht hervorragend genießen!
Wer jetzt Lust bekommen hat: Der offizielle Trail Vallée de Joux findet am 13. Oktober 2019 statt. Definitiv etwas anderes als die vielen alpin-geprägten Trailrunning-Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die man als Trailrunner klassischerweise auf dem Schirm hat. Aber sicher ein ebenso besonderes Erlebnis!