Sonntag, 06:30 Uhr: Während normale Menschen noch selig schlummern, düsen mein Laufkumpane Adam und ich mit kleinen Augen und großen Plänen über die B17 Richtung Farchant bei Garmisch. Knapp 40 km mit 2000 hm haben wir uns vorgenommen. So eine Tour ist für uns beide nicht alltäglich und wir sind gespannt, wie wir sie meistern werden.
Vom Bahnhofsparkplatz in Farchant geht es zunächst durch den Ort und schließlich westwärts auf den Spielleitenweg. Auf dem angenehm flachen Spazierweg können wir uns rund 2 km gemütlich Einlaufen, bevor der erste kleine, fiese Anstieg zur Fotografenbank folgt. Oben angekommen werden wir mit einer schönen Aussicht ins Tal und auf die umliegende Bergwelt belohnt.
Schon kurz darauf geht es einen trailigen Downhill hinab nach Oberau. Hier biegen wir nun ostwärts auf die Alte Ettaler Straße ein und überqueren den Gießenbach über eine kleine Brücke. Kurz darauf zweigt vom breiten Forstweg links ein Waldpfad entlang des Gießenbaches ab. Nun wird es steiler – ein kleiner Vorgeschmack auf den langen Gipfelanstieg, der noch folgen wird.
Doch zunächst haben wir Orientierungs-Helden uns auf dem Trampelpfad verfranzt und sind vom GPS-Track abgekommen.
No problemo: Nach kurzer Kraxelei durch Gebüsch und einen Waldhang hinauf sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Wir folgen einem schönen, schmalen Trail und erreichen schließlich eine breite Forststraße.
Hier können wir auf einem ca. 1,5 km langen Flachstück nochmal ganz entspannt ratschen und die Beine lockern, bevor der Weg unsere Konzentration fordert: Er führt neben, aber vor allem AUF dem Gießenbach zwischen Wald und Felsen entlang.
Wie eine verzauberte Märchenlandschaft… aber das mit der „feenhaften“ Fortbewegung müssen wir noch üben 😉
Kurz darauf ist es mit dem Laufen für uns vorbei: Von km 10 bis km 14 stehen rund 750 hm auf der Agenda. Es geht einen wunderschönen (theoretisch laufbaren) Trail durch den Wald hinauf. Wir sparen uns lieber ein paar Körner und marschieren hinauf bis zur Roßalmhütte.
Von hier geht es, etwas weniger steil, weiter über einen Trail bis zu einer Wiese, auf der sich der Weg verläuft. Selbstverständlich schlagen wir nicht die richtige Richtung ein und kraxeln schon bald ein wenig verloren auf einem schmalen Felsweg entlang. Da taucht zum Glück nicht allzu weit entfernt ein Gipfelkreuz auf und schon bald haben wir – vermeintlich – unseren ersten Gipfel, den Brünstelkopf, erreicht.
Nach ein paar freudigen „Gipfelfotos“ und einer kleinen Stärkung wollen wir weiterlaufen – laut Plan auf einem hügeligen Gratweg zum Felderkopf. Vom Gipfelkreuz führt jedoch nur ein Weg hinab und einer in die Richtung, aus der wir gekommen sind.
Erst nach einem Blick auf die Karte checken wir, dass wir einen unabsichtlichen Abstecher zum BrünstelKREUZ gemacht haben und uns zum BrünstelKOPF noch ein paar Meter und Höhenmeter fehlen. Also geht’s ein Stück zurück und nochmal hinauf, bevor wir dann tatsächlich unseren ersten Gipfel erreichen. Der ist jedoch viel unspektakulärer als der vorgelagerte Aussichtspunkt am Brünstelkreuz und so sparen wir uns eine weitere Pause.
Nun geht es in einigem Auf und Ab auf dem Grat entlang, über den Großen Zunderkopf und den Vorderen Felderkopf bis zum Felderkopf.
Der Gratweg ist wirklich eine Empfehlung wert! Mich ereilt leider genau hier ein erstes Energietief und ich kann ihn nicht ganz so sehr genießen, sondern sehne unseren geplanten Stop an der Enninger Alm entgegen. Der Weg dorthin zieht sich jedoch mehr in die Länge, als gedacht – ausnahmsweise nicht unserer Orientierung geschuldet, sondern der merkwürdigen Wegführung meiner Routenplaner-App.
So bahnen wir uns mühsam unseren Weg über eine hochbewachsene Wiese und eine mit Matsch- und Erdlöchern übersäte Kuhweide. Bis endlich aus dem Nichts wieder ein Trail auftaucht, der uns kurz darauf zur Enninger Alm und einer wohlverdienten Holunderschorle führt.
Nach einer kurzen Rast geht es weiter – und kurz darauf endlich bergab! Kilometerlang schlängelt sich ein technisch einfacher Trail in Serpentinen mit mäßiger Steigung hinab. Was für ein toller Weg, gerade für mich als Downhill-Legastheniker!
Etwa bei km 23 ist der Spaß vorbei: Wir zweigen vom Talweg ab und es geht wieder hinauf, diesmal Richtung Kramerspitz. Die müssen wir zum Glück nicht ganz erklimmen, sondern haben nach 300 hm auf etwa 1,5 km unser Höhenmeter-Pensum für diesen Tag fast geschafft. Unterhalb des Predigtstuhls und der Kramerspitz laufen wir auf einem schönen Plateauweg und schließlich auf einem technisch anspruchsvollen Downhill fast bis hinunter nach Garmisch-Partenkirchen.
Die letzten rund 9 km geht es nun auf dem angenehm flachen Kramerplateauweg dahin. Als kleine Challenge gilt es noch ein letztes Mal, 130 hm auf dem Weg zum Pflegersee zu bestreiten. Von hier geht es dann aber wirklich nur noch flach und leicht bergab über den Spielleitenweg zurück nach Farchant, sodass der Moment für ein zufriedenes und erleichtertes Selfie gekommen ist.
Eine rundum schöne und abwechslungsreiche Trailrunning-Tour!
Wem die fast 40 km zu lang sind, der kann die Tour durch verschiedene Variationen abkürzen; z.B. durch einen kürzeren Aufstieg zum Brünstelkopf über den Schafkopf, den direkten Abstieg von der Enninger Alm zum Pflegersee, oder eine Zugfahrt von Garmisch nach Farchant anstelle der flachen Schlusskilometer. Und vielleicht – im Gegensatz zu uns – einfach auf dem Track bleiben, das spart so manchen Zusatz-Meter 😉